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Stephan Rothe – Quofox

Veröffentlicht AM 30 09 2022

Als CMO leitet Stephan Rothe das Marketing von quofox, einem schnell wachsenden EdTech-Unternehmen in Deutschland. quofox wurde 2015 mit der Vision gegründet, lebenslanges, selbstgesteuertes Lernen und individuelle Weiterentwicklung als Selbstverständlichkeit in der digitalen Arbeitswelt zu etablieren – für Menschen, Organisationen und Unternehmen.

DER MOMENT OF TRUTH: PROBIEREN GEHT ÜBER STUDIEREN

Zum „Moment of Truth“ denkt Stephan Rothe spontan vor allem an den Abbau von Skepsis: „Das Kernziel für uns besteht derzeit darin, im Markt Leads zu generieren, d.h. Kontakte in Unternehmen zu identifizieren und diese dann für uns zu begeistern. Aber es geht auch darum, andere Bildungsanbieter, die momentan noch auf ein eher traditionelles Modell setzen, von unseren digitalen Lernlösungen zu überzeugen.“ Er beschreibt es so: „Wir haben sozusagen das digitale B2B-Äquivalent für eine Tafel Schokolade im Regal. Entscheidend sind bei uns Produktdemonstrationen oder eben kostenfreie Testphasen über mehrere Wochen. Nur so können wir uns von der Vielzahl an Konkurrenzprodukten abgrenzen.

“Wir haben das digitale B2B-Äquivalent für eine Tafel Schokolade im Regal. Entscheidend sind bei uns Produktdemonstrationen oder eben kostenfreie Testphasen über mehrere Wochen.“

Dabei sind emotionale Aspekte für uns seltener relevant, wir müssen stattdessen oft Skepsis abbauen. Wir kommen aus einer veralteten und noch kaum digitalisierten Bildungslandschaft, die durch fest verankerte, tradierte Modelle geprägt ist. Und die Entscheider:innen sind noch häufig in der Altersgruppe, die noch ein sehr traditionelles Schulmodell kennengelernt und entsprechende Erwartungsbilder verinnerlicht hat.

Oft kommt deshalb die Frage auf, ob digitales Lernen überhaupt funktionieren kann. Vielen Unternehmen fehlt immer noch die Vorstellungskraft, auch beim Thema Qualifizierung neue digitale Wege zu gehen. Deswegen entscheidet sich viel in dem Moment, wenn unsere Lernplattform-Lösung selbst ausprobiert werden kann. Wir stellen z. B. in Testphasen eine Plattform zur Verfügung, welche die Mitarbeitenden eines Unternehmens sowohl aus Admin- als auch aus User-Sicht selbst testen können.“

WACHSTUM DURCH INFLUENCER MARKETING

Bei der Marketingstrategie setzt quofox gezielt auf Influencer:innen in der Branche, ergänzt Stephan Rothe: „Die Bildungsbranche ist mit überschaubar vielen Promotorinnen und Promotoren versehen. Umso enger die Verbindung zu diesen ist, und je stärker man in diesem Netzwerk aktiv ist, desto mehr wird unser Content von ihnen getragen. Marketing im Bildungsbereich ist nicht vergleichbar mit großen und schnell bewegenden Industrien. Bei uns geht es darum, auf qualitativer Ebene mit der überschaubaren Anzahl an Meinungsmacher:innen, die in der Branche aktiv sind, regelmäßig in Kontakt zu kommen, sodass diese uns auf dem Schirm haben. Sie sind häufig Ratgeber:innen für andere Unternehmen, weil sie sehr affin auf all die unterschiedlichen Modelle im Markt sind. Und eine gute Beziehung mit ihnen macht uns besonders attraktiv. Es geht uns um konkretes Follower-Wachstum, d. h. wir arbeiten wirklich mit Fans, weil der Bildungskontext sehr davon lebt, Wissen zu teilen und sich in Communities auszutauschen. Und wenn wir ein Teil davon sind und mit Followern interagieren, bedeutet dies für uns immer eine gute Performance.“

“Marketing im Bildungsbereich ist nicht vergleichbar mit großen und schnell bewegenden Industrien, bei uns geht es darum, auf qualitativer Ebene mit der überschaubaren Anzahl an Meinungsmacher:innen, die in der Branche aktiv sind, regelmäßig in Kontakt zu kommen.“

HERAUSFORDERUNGEN UND FALLSTRICKE

„Gerade in kleinen und mittelgroßen Firmen gibt es Entscheider:innen, die noch nicht ganz digital-affin sind. Deshalb sind viele Unternehmen oder auch Fachabteilungen mit ihren Entscheider:innen nur schwer über digitale Kanäle zu erreichen. Klassische Akquise-Modelle über Messen und direkten Vertrieb, die häufig kostenintensiv sind, müssen daher weiterhin bedient werden“, kommentiert Stephan Rothe.

Er sieht auch noch viel Aufklärungsbedarf beim Thema selbstgesteuertes Lernen und den Chancen, die das Lernen für Unternehmen bieten kann: „Es ist den wenigsten bewusst, dass Bildung eine Lösung für den Fachkräftemangel sein kann. Und dadurch ist es auch nicht im ‚Relevant Set‘ bei der Entscheidungsfindung für Lösungen zu dieser fundamentalen Frage unserer Zeit. Deshalb bedarf es sehr viel Aufklärung, wir müssen das immer wieder thematisieren.

“Es ist den wenigsten bewusst, dass Bildung eine Lösung für den Fachkräftemangel sein kann. Und dadurch ist es auch nicht im „Relevant Set“ bei der Entscheidungsfindung für Lösungen zu dieser fundamentalen Frage unserer Zeit. Deshalb bedarf es ganz viel Aufklärung, wir müssen das immer wieder thematisieren.”

Abgesehen davon schreckt die Unübersichtlichkeit der insgesamt verfügbaren Angebote und Lösungen auf dem Markt noch immer viele Unternehmen ab. Die Anzahl an Plattform-Lösungen nimmt immer weiter zu und die Unterschiede zwischen den Lösungen werden kleiner. Im Kern bzw. wahrscheinlich als Moment of Truth für die ganze Branche geht es demzufolge eher um diese Frage: Gelingt es uns, diejenigen Modelle – bei denen Menschen eigenverantwortlich entscheiden, wie sie lernen – zu unterstützen und dafür auch entsprechende digitale Lern-Lösungen zu schaffen.

Wenn wir das als Branche hinkriegen, Entscheider:innen zu überzeugen und eine Kultur des selbstgesteuerten Lernens im Unternehmen und bei den Lernenden selbst zu fördern, wird sich zeigen, ob dieser Wandel, den wir die digitale Transformation des Lernens nennen, auch tatsächlich funktioniert.“